Worauf Sie bei einem Kreditvertrag achten sollten und welche Fallstricke lauern
Ein Kreditvertrag bindet Sie oft über Jahre hinweg und regelt eine Verbindlichkeit von mehreren tausend Euro. Trotzdem unterschreiben viele Kreditnehmer, ohne das Kleingedruckte wirklich zu verstehen – und ärgern sich später über versteckte Kosten oder ungünstige Bedingungen.
Dieser Ratgeber erklärt Ihnen die wichtigsten Vertragsklauseln in verständlicher Sprache und zeigt, worauf Sie vor der Unterschrift unbedingt achten sollten.
Nehmen Sie sich Zeit: Lesen Sie den Vertrag gründlich, bevor Sie unterschreiben.
14 Tage Widerrufsrecht: Sie können den Vertrag innerhalb von 14 Tagen widerrufen.
Bei Unklarheiten nachfragen: Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen.
Vergleichen Sie: Nutzen Sie unseren Kreditrechner vor Vertragsabschluss.
Was steht drin: Die Höhe des Kredits und wie er ausgezahlt wird.
Worauf achten: Prüfen Sie, ob der ausgezahlte Betrag dem entspricht, was Sie beantragt haben. Manche Banken ziehen Gebühren direkt ab (Disagio). Beispiel: Sie beantragen 10.000 € , bekommen aber nur 9.800 € ausgezahlt.
Was steht drin: Der Sollzins (reine Zinsen) und der Effektivzins (alle Kosten).
Worauf achten: Der Effektivzins ist die entscheidende Zahl! Er muss deutlich sichtbar sein und zeigt die wahren Kosten. Mehr dazu in unserem Zinsen-Ratgeber.
Was steht drin: Über welchen Zeitraum Sie zurückzahlen und wie hoch die monatliche Rate ist.
Worauf achten: Prüfen Sie, ob Sie sich die Rate dauerhaft leisten können. Rechnen Sie: Rate × Anzahl Monate = Gesamtrückzahlung. So sehen Sie die tatsächlichen Kosten.
Was steht drin: Ob und in welcher Höhe Sie zusätzliche Zahlungen leisten dürfen.
Worauf achten: Kostenlose Sondertilgungen sind Gold wert! Sie sparen damit Zinsen. Ideal: Mindestens 5.000 € pro Jahr kostenfrei möglich. Wenn keine Sondertilgung erlaubt ist, bleiben Sie unflexibel.
Was steht drin: Welche Gebühr fällig wird, wenn Sie den Kredit vorzeitig komplett zurückzahlen.
Worauf achten: Gesetzlich ist diese auf max. 1% der Restschuld begrenzt (bei Restlaufzeit über 12 Monate) bzw. 0,5% (unter 12 Monate). Höhere Gebühren sind unzulässig!
Was steht drin: Ob Sie Raten aussetzen können, wenn Sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Worauf achten: Nicht alle Verträge erlauben dies. Wenn vorhanden, klären Sie die Bedingungen: Wie oft möglich? Welche Kosten entstehen?
Was steht drin: Dass Sie den Vertrag innerhalb von 14 Tagen widerrufen können.
Worauf achten: Die Widerrufsfrist beginnt erst, wenn Sie eine ordnungsgemäße Widerrufsbelehrung erhalten haben. Fehlt diese, verlängert sich die Frist auf bis zu 12 Monate!
Was steht drin: Welche Sicherheiten die Bank verlangt (z.B. Gehaltsabtretung, Grundschuld).
Worauf achten: Bei Ratenkrediten oft Gehaltsabtretung. Bei Immobilienkrediten Grundschuld. Verstehen Sie, was das bedeutet: Bei Zahlungsausfall kann die Bank auf diese Sicherheiten zugreifen.
Das Problem: Kontoführungsgebühren, Bearbeitungsgebühren oder Versicherungen, die nicht im Effektivzins enthalten sind.
So vermeiden Sie es: Fragen Sie explizit: "Fallen weitere Kosten an, die nicht im Effektivzins enthalten sind?" Lassen Sie sich eine vollständige Kostenaufstellung geben.
Das Problem: Die Bank bietet eine teure Restschuldversicherung an und erweckt den Eindruck, diese sei verpflichtend.
So vermeiden Sie es: Restschuldversicherungen sind fast immer optional! Die Bank darf die Kreditvergabe nicht davon abhängig machen. Lehnen Sie ab – RSV sind meist überteuert.
Das Problem: Keine Sondertilgungen möglich, hohe Gebühren bei vorzeitiger Rückzahlung.
So vermeiden Sie es: Achten Sie auf kostenlose Sondertilgungsoptionen. Wenn der Vertrag keine Flexibilität bietet, suchen Sie nach Alternativen.
Das Problem: Sie verstehen nicht genau, unter welchen Bedingungen die Bank den Kredit kündigen kann.
So vermeiden Sie es: Lesen Sie die Kündigungsklauseln genau. Typisch: Bei zwei aufeinanderfolgenden Zahlungsausfällen kann die Bank kündigen. Klären Sie, welche Fristen gelten.
Das Problem: Bei manchen Krediten (v.a. Dispokrediten) verlängert sich der Vertrag automatisch.
So vermeiden Sie es: Prüfen Sie, ob und wie Sie den Vertrag kündigen können. Bei Ratenkrediten ist dies meist kein Problem, da sie automatisch enden.
Gehen Sie diese Punkte durch, bevor Sie den Kreditvertrag unterschreiben:
Stimmt die Kreditsumme? Wird der volle Betrag ausgezahlt oder werden Gebühren abgezogen?
Ist der Effektivzins klar ausgewiesen? Entspricht er dem, was im Angebot stand?
Können Sie die Rate dauerhaft zahlen? Haben Sie einen Puffer für Unvorhergesehenes?
Monatliche Rate × Laufzeit = Gesamtrückzahlung. Sind Sie mit den Gesamtkosten einverstanden?
Sind kostenlose Sondertilgungen erlaubt? In welcher Höhe pro Jahr?
Wie hoch ist die Gebühr bei vorzeitiger Rückzahlung? Maximal 1% bzw. 0,5% gesetzlich erlaubt.
Haben Sie die RSV abgelehnt, falls nicht dringend benötigt? Sie ist fast immer zu teuer.
Haben Sie eine ordnungsgemäße Widerrufsbelehrung erhalten? Sie haben 14 Tage Widerrufsrecht.
Verstehen Sie alle Klauseln? Bei Unklarheiten: nachfragen, nicht unterschreiben!
Haben Sie eine Kopie des unterschriebenen Vertrags für Ihre Unterlagen?
Sie müssen nicht sofort unterschreiben. Seriöse Banken geben Ihnen Zeit, den Vertrag in Ruhe zu prüfen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen – es geht um Ihr Geld und Ihre Zukunft.
Ja! Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht von 14 Tagen. Die Frist beginnt, wenn Sie eine ordnungsgemäße Widerrufsbelehrung erhalten haben. Der Widerruf muss schriftlich erfolgen – am besten per Einschreiben. Sie müssen keine Gründe angeben.
Kontaktieren Sie sofort Ihre Bank! Oft lassen sich Lösungen finden (Ratenpause, Stundung, niedrigere Raten durch Laufzeitverlängerung). Ignorieren Sie das Problem nicht – das führt zu Mahngebühren, negativen Schufa-Einträgen und im schlimmsten Fall zur Kündigung des Kredits.
Ja, Sie können Verbraucherkredite jederzeit vollständig zurückzahlen. Die Bank darf dafür eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen, diese ist aber auf max. 1% der Restschuld (bei Restlaufzeit über 12 Monate) bzw. 0,5% (unter 12 Monate) begrenzt.
Nein! Restschuldversicherungen sind fast immer optional. Die Bank darf die Kreditvergabe nicht davon abhängig machen. RSV sind meist sehr teuer (10–20% der Kreditsumme) und leisten nur in wenigen Fällen. Lehnen Sie ab oder prüfen Sie günstigere Alternativen wie eine separate Risikolebensversicherung.
Unterschreiben Sie niemals etwas, das Sie nicht verstehen! Fragen Sie die Bank nach Erklärungen zu unklaren Punkten. Sie können den Vertrag auch einer Verbraucherzentrale oder einem Anwalt vorlegen. Die Bank ist verpflichtet, Ihnen alle Klauseln verständlich zu erklären.
Bei Ratenkrediten mit festem Zinssatz: Nein! Der vereinbarte Effektivzins gilt für die gesamte Laufzeit. Bei variablen Zinssätzen (eher selten bei Ratenkrediten): Ja, aber die Bedingungen müssen im Vertrag klar geregelt sein. Dispokredite haben meist variable Zinsen.
Bevor Sie einen Vertrag unterschreiben: Vergleichen Sie verschiedene Angebote!
Zum KreditrechnerNehmen Sie sich Zeit: Lesen Sie den Vertrag gründlich und stellen Sie Fragen.
Wichtige Klauseln: Effektivzins, Laufzeit, Sondertilgung, Vorfälligkeitsentschädigung, Widerrufsrecht.
Fallstricke meiden: Restschuldversicherung ablehnen, versteckte Kosten erfragen, Flexibilität prüfen.
14 Tage Widerrufsrecht: Sie können den Vertrag innerhalb von 14 Tagen widerrufen.
Bei Problemen: Sofort die Bank kontaktieren statt das Problem zu ignorieren.
Ein Kreditvertrag ist eine wichtige finanzielle Entscheidung. Mit diesem Wissen sind Sie bestens vorbereitet, um einen fairen Vertrag abzuschließen und Fallstricke zu vermeiden. Mehr Informationen finden Sie in unserem Kredit-Einsteiger-Guide.