Zinsen verstehen: Effektivzins vs. Sollzins

Der Unterschied zwischen Sollzins und Effektivzins einfach erklärt – und warum das für Ihren Kreditvergleich entscheidend ist

Warum Sie den Unterschied kennen müssen

Beim Kreditvergleich stoßen Sie auf zwei verschiedene Zinssätze: den Sollzins (oder Nominalzins) und den Effektivzins. Viele Kreditnehmer verwechseln diese beiden Begriffe – und zahlen dadurch oft hunderte Euro mehr als nötig.

Das Wichtigste in Kürze

Sollzins: Nur die reinen Zinsen auf den Kreditbetrag – ohne zusätzliche Kosten.

Effektivzins: Alle Kosten des Kredits zusammengerechnet – die wahre Gesamtbelastung.

Für den Kreditvergleich: Immer nur den Effektivzins nutzen! Nur er zeigt die tatsächlichen Kosten und ist gesetzlich vorgeschrieben.

Was ist der Sollzins (Nominalzins)?

Der Sollzins – auch Nominalzins genannt – ist der reine Zinssatz auf die Kreditsumme. Er berücksichtigt keine weiteren Kosten oder Gebühren.

Beispiel Sollzins

Kredit über 10.000 € mit Sollzins von 4,5% p.a.

Jährliche Zinsen: 10.000 € × 4,5% = 450 €
Bei 3 Jahren Laufzeit: 450 € × 3 = 1.350 € Gesamtzinsen

Wichtig: Dies sind nur die reinen Zinskosten. Weitere Gebühren sind nicht enthalten!

Warum der Sollzins nicht für Vergleiche geeignet ist: Banken werben gerne mit niedrigen Sollzinsen, verschweigen aber zusätzliche Kosten wie Bearbeitungsgebühren oder Kontoführung.

Was ist der Effektivzins?

Der Effektivzins ist der entscheidende Wert beim Kreditvergleich. Er beinhaltet die Zinsen plus fast alle weiteren Kosten des Kredits.

Was ist im Effektivzins enthalten?

Was ist NICHT enthalten?

Vom Sollzins zum Effektivzins

Kreditbetrag: 10.000 €
Laufzeit: 36 Monate
Sollzins: 4,5% p.a.
Bearbeitungsgebühr: 200 €
Kontoführung: 108 € (36 Monate)
Gesamtkosten:
Zinsen: ca. 700 €
+ Gebühren: 308 €
= 1.008 € gesamt
Effektiver Jahreszins: ca. 5,8% p.a.

Fazit: Der Effektivzins liegt 1,3 Prozentpunkte über dem Sollzins, weil er alle Nebenkosten einrechnet.

Sollzins vs. Effektivzins: Der direkte Vergleich

Sollzins

4,5%

Enthalten:

Nur reine Zinsen
Keine Gebühren

VS

Effektivzins

5,8%

Enthalten:

Zinsen + Gebühren
Alle Nebenkosten

Merkmal Sollzins Effektivzins
Definition Reine Zinsen Alle Kosten
Höhe Niedriger Höher (realistischer)
Für Vergleich Nicht geeignet Immer nutzen ✓
Beispiel 4,5% p.a. 5,8% p.a.

Praxisbeispiel: Autokredit über 15.000 €

Angebot Bank A

Sollzins: 3,9% p.a. | Effektivzins: 3,99% p.a.
Gesamtkosten: 16.531 €

Angebot Bank B

Sollzins: 3,5% p.a. (niedriger!) | Effektivzins: 4,3% p.a. (höher!)
Gesamtkosten: 16.739 €
Bank A ist trotz höherem Sollzins um 208 € günstiger!

Fazit: Bank B wirbt mit niedrigerem Sollzins, ist aber durch versteckte Gebühren teurer. Nur der Effektivzins zeigt die Wahrheit!

So vergleichen Sie Kredite richtig

1. Immer den Effektivzins vergleichen

Ignorieren Sie Werbeaussagen wie "ab 3,5% Zinsen". Schauen Sie direkt auf den Effektivzins.

2. Gleiche Konditionen vergleichen

Achten Sie darauf, dass Laufzeit und Kreditbetrag identisch sind.

3. Nicht enthaltene Kosten prüfen

Fragen Sie nach optionalen Zusatzkosten wie Restschuldversicherungen.

4. Gesamtkosten berechnen

Rechnen Sie: Kreditbetrag + alle Zinsen = Gesamtrückzahlung.

Vorsicht bei "bonitätsabhängig"

Der beworbene Zinssatz gilt meist nur für Kunden mit sehr guter Bonität. Ihr persönlicher Zinssatz kann höher sein. Schauen Sie auf Ihr individuelles Angebot nach der Bonitätsprüfung.

Häufige Fragen

Ist der Sollzins das Gleiche wie der Nominalzins?

Ja, Sollzins und Nominalzins bedeuten das Gleiche. Beide Begriffe bezeichnen den reinen Zinssatz ohne Nebenkosten. Rechtlich korrekt heißt es heute "gebundener Sollzins".

Warum ist der Effektivzins immer höher?

Der Effektivzins ist höher, weil er zusätzlich zu den reinen Zinsen auch Bearbeitungsgebühren, Kontoführungsgebühren, Vermittlungsprovisionen und andere Nebenkosten berücksichtigt. Je mehr Nebenkosten anfallen, desto größer die Differenz.

Gilt das auch bei Immobilienkrediten?

Ja, aber mit Einschränkungen. Bei Immobilienkrediten gibt es deutlich mehr Zusatzkosten, die nicht im Effektivzins enthalten sind, wie Grundbucheintragungen, Wertgutachten oder Bereitstellungszinsen. Lassen Sie sich eine vollständige Kostenaufstellung geben.

Sind Restschuldversicherungen im Effektivzins enthalten?

Nein, Restschuldversicherungen sind nicht im Effektivzins enthalten, wenn sie optional sind. RSV-Beiträge können den Kredit erheblich verteuern (oft 10–20% der Kreditsumme). Prüfen Sie genau, ob Sie diese wirklich benötigen.

Muss der Effektivzins gesetzlich angegeben werden?

Ja, absolut! Die Angabe des Effektivzinses ist gesetzlich vorgeschrieben. Seit der EU-Verbraucherkreditrichtlinie muss er deutlich sichtbar in Werbung, auf Websites und in Vertragsunterlagen ausgewiesen werden.

Jetzt Kredite vergleichen

Vergleichen Sie Kredite richtig – mit Fokus auf den Effektivzins!

Zum Kreditrechner

Zusammenfassung

Das Wichtigste auf einen Blick

Sollzins: Reine Zinsen ohne Nebenkosten – nicht für Vergleiche geeignet.

Effektivzins: Alle Kosten inklusive – die einzige verlässliche Vergleichsgröße.

Beim Vergleich: Immer nur den Effektivzins nutzen, gleiche Laufzeiten vergleichen, auf bonitätsabhängige Zinssätze achten.

Merken Sie sich: Niedriger Sollzins in der Werbung bedeutet noch lange nicht günstig. Nur der Effektivzins zählt!