Anschlussfinanzierung & Prolongation

Alles über die Finanzierung nach Zinsbindung — Prolongation, Forward-Darlehen, Umschuldung & Spartipps

Was ist eine Anschlussfinanzierung?

Eine Anschlussfinanzierung ist die Weiterfinanzierung Ihrer Immobilie, nachdem die ursprüngliche Zinsbindung Ihrer Baufinanzierung ausgelaufen ist. Nach 5, 10 oder 15 Jahren endet die Sollzinsbindung, aber in den meisten Fällen ist das Darlehen noch nicht vollständig abbezahlt. Die Restschuld muss dann mit neuen Konditionen weiterfinanziert werden.

Sie haben dabei drei Hauptoptionen: Die Prolongation (Verlängerung bei Ihrer aktuellen Bank), die Umschuldung zu einer neuen Bank oder ein Forward-Darlehen (frühzeitige Zinssicherung). Die Wahl der richtigen Option kann über die Laufzeit mehrere zehntausend Euro Unterschied bedeuten!

5-30 Jahre Neue Zinsbindung
50.000-300.000€ Typische Restschuld
3-5% Aktuelle Zinsen 2025
3-6 Monate Zeit vor Ablauf handeln

Gut zu wissen

Bei der Anschlussfinanzierung entfallen viele Kosten der ursprünglichen Finanzierung (Notar, Grundbuch, Wertgutachten). Die Grundschuld bleibt bestehen und muss nicht neu eingetragen werden. Dadurch ist ein Bankwechsel viel unkomplizierter und günstiger als viele denken!

Die 3 Wege der Anschlussfinanzierung

Nach Ablauf der Zinsbindung haben Sie drei Möglichkeiten, die sich in Aufwand, Flexibilität und Sparpotenzial unterscheiden:

1. Prolongation

Was ist das: Verlängerung des Darlehens bei Ihrer aktuellen Bank zu neuen Konditionen.

Ablauf: Ihre Bank macht Ihnen 3-6 Monate vor Ablauf ein Angebot. Sie müssen nur unterschreiben.

Aufwand: ⭐ Minimal (nur unterschreiben)

Sparpotenzial: ⭐ Gering (keine Konkurrenz)

Für wen: Wenn Sie mit Ihrer Bank zufrieden sind und das Angebot wettbewerbsfähig ist

2. Umschuldung

Was ist das: Wechsel zu einer neuen Bank mit besseren Konditionen.

Ablauf: Angebote einholen, neue Bank beauftragen, Grundschuld übertragen lassen.

Aufwand: ⭐⭐⭐ Mittel (etwas Papierkram)

Sparpotenzial: ⭐⭐⭐⭐⭐ Sehr hoch (oft 10.000€+)

Für wen: Wenn andere Banken deutlich bessere Zinsen bieten (meist der Fall!)

3. Forward-Darlehen

Was ist das: Zinssicherung bis zu 5 Jahre im Voraus zum heutigen Zinsniveau.

Ablauf: Sie schließen heute ein Darlehen ab, das erst in z.B. 3 Jahren ausgezahlt wird.

Aufwand: ⭐⭐ Gering bis mittel

Sparpotenzial: ⭐⭐⭐⭐ Hoch (bei steigenden Zinsen)

Für wen: Wenn Sie mit steigenden Zinsen rechnen und sich frühzeitig absichern möchten

Detaillierter Vergleich

Kriterium Prolongation Umschuldung Forward-Darlehen
Zeitaufwand 1 Stunde 3-5 Stunden 2-3 Stunden
Kosten Keine 300-800€ (Grundschuldübertragung) Forward-Aufschlag (0,01-0,03% pro Monat)
Zinsvorteil möglich 0-0,2% 0,3-1,0% 0,5-2,0% (bei steigenden Zinsen)
Ersparnis bei 150.000€ 0-3.000€ 4.500-15.000€ 7.500-30.000€
Wann beantragen 3 Monate vor Ablauf 3-6 Monate vor Ablauf 6-60 Monate vor Ablauf
Flexibilität Mittel Hoch Niedrig (bindend)
Risiko Kein Risiko Kein Risiko Zinsen könnten auch fallen

Warum die Hausbank oft teurer ist

Ihre bisherige Bank weiß: Der Wechsel kostet Sie Zeit und etwas Aufwand. Deshalb bieten Hausbanken bei Prolongationen oft 0,2-0,5% höhere Zinsen als die günstigsten Wettbewerber. Die Bank spekuliert darauf, dass Sie aus Bequemlichkeit bei ihr bleiben.

Rechenbeispiel: Bei 150.000€ Restschuld über 10 Jahre bedeutet 0,5% Zinsunterschied etwa 7.500€ Mehrkosten. Selbst nach Abzug von 500€ Wechselkosten sparen Sie 7.000€ — für ein paar Stunden Aufwand!

So läuft eine Anschlussfinanzierung ab

Der Ablauf ist unkomplizierter als die ursprüngliche Baufinanzierung:

1

Restschuld ermitteln (12-6 Monate vorher)

Fordern Sie bei Ihrer Bank einen aktuellen Tilgungsplan an. Dieser zeigt Ihre Restschuld zum Ablauf der Zinsbindung und ist Grundlage für alle Angebote.

2

Angebote einholen (6-3 Monate vorher)

Holen Sie mindestens 3-5 Angebote ein: von Ihrer Hausbank, anderen Banken und über Vermittler. Vergleichen Sie Zinssätze, Tilgungsoptionen und Sondertilgungsrechte.

3

Bestes Angebot auswählen und beantragen

Entscheiden Sie sich für das beste Gesamtpaket (nicht nur niedrigster Zins!). Reichen Sie die Unterlagen ein — das geht schneller als bei der Erstfinanzierung, da die Immobilie bereits bewertet ist.

4

Bei Bankwechsel: Grundschuld übertragen

Die neue Bank kümmert sich um die Grundschuldübertragung oder -abtretung. Sie müssen nur die Unterlagen unterschreiben. Kosten: ca. 0,2% der Darlehenssumme (300-800€).

5

Nahtloser Übergang am Stichtag

Am Tag des Zinsbindungsendes zahlt die neue Bank die Restschuld an die alte Bank. Sie zahlen ab dem nächsten Monat einfach an die neue Bank — ohne Unterbrechung.

Rechenbeispiel

Anschlussfinanzierung nach 10 Jahren:

Position Betrag
Ursprüngliches Darlehen 300.000 €
Restschuld nach 10 Jahren 220.000 €
Neue Zinsbindung 15 Jahre
Prolongation bei Hausbank:
Zinssatz p.a. 4,2%
Monatliche Rate (2% Tilgung) 1.137 €
Umschuldung zu neuer Bank:
Zinssatz p.a. 3,7%
Monatliche Rate (2% Tilgung) 1.045 €
Wechselkosten - 600 €
Ersparnis über 15 Jahre 16.000 €

Lohnt sich immer!

Selbst bei nur 0,3% Zinsunterschied sparen Sie über 10 Jahre etwa 6.000€. Der Aufwand für einen Bankwechsel lohnt sich praktisch immer!

Forward-Darlehen: Zinsen heute sichern

Ein Forward-Darlehen ermöglicht es Ihnen, sich schon bis zu 5 Jahre im Voraus günstige Zinsen zu sichern:

Funktionsweise

Sie schließen heute einen Kreditvertrag ab, der erst in z.B. 36 Monaten beginnt. Der Zinssatz wird heute festgeschrieben. So schützen Sie sich vor steigenden Zinsen.

Forward-Periode: Zeit zwischen Vertragsabschluss und Darlehensauszahlung (6-60 Monate)

Forward-Aufschlag

Für die Zinssicherung zahlen Sie einen Aufschlag: ca. 0,01-0,03% pro Monat Vorlaufzeit.

Beispiel: Bei 36 Monaten Forward = 0,36-1,08% Aufschlag auf den aktuellen Zins.

Je länger die Forward-Periode, desto höher der Aufschlag.

Wann lohnt sich ein Forward-Darlehen?

Forward lohnt sich, wenn...

  • Sie mit steigenden Zinsen rechnen
  • Die Zinsen aktuell historisch niedrig sind
  • Ihre Zinsbindung in 1-3 Jahren ausläuft
  • Sie Planungssicherheit wünschen
  • Die erwartete Zinserhöhung den Forward-Aufschlag übersteigt

Forward lohnt sich NICHT, wenn...

  • Sie mit fallenden oder stabilen Zinsen rechnen
  • Die Zinsen bereits sehr hoch sind
  • Ihre Zinsbindung in unter 6 Monaten ausläuft
  • Sie maximale Flexibilität wollen
  • Der Forward-Aufschlag zu hoch ist (über 0,03%/Monat)

Rechenbeispiel: Lohnt sich ein Forward-Darlehen?

Situation: Ihre Zinsbindung läuft in 24 Monaten aus. Restschuld: 200.000€. Neue Zinsbindung: 10 Jahre.

Szenario 1 - Heute Forward-Darlehen abschließen:

  • Aktueller Zins: 3,5%
  • Forward-Aufschlag (24 Monate à 0,02%): 0,48%
  • Ihr Forward-Zins: 3,98%

Szenario 2 - In 24 Monaten neu finanzieren:

  • Option A: Zinsen steigen auf 5,0% = Sie zahlen 1,02% mehr
  • Option B: Zinsen bleiben bei 3,5% = Forward war 0,48% teurer
  • Option C: Zinsen steigen auf 4,3% = Forward war 0,32% günstiger

Ersparnis/Mehrkosten über 10 Jahre bei 200.000€:

  • Bei Zins 5,0% in 2 Jahren: Forward spart ca. 20.400€
  • Bei Zins 3,5% in 2 Jahren: Forward kostet ca. 9.600€ mehr
  • Break-Even bei etwa 4,0% Zinsen in 2 Jahren

Fazit: Forward-Darlehen ist eine Wette auf steigende Zinsen. Es lohnt sich, wenn die Zinsen um mehr als den Forward-Aufschlag steigen.

Vorsicht: Forward ist bindend!

Ein Forward-Darlehen ist rechtlich bindend. Sie können nicht mehr aussteigen, auch wenn die Zinsen in der Zwischenzeit fallen. Eine vorzeitige Auflösung ist nur gegen eine hohe Vorfälligkeitsentschädigung möglich. Schließen Sie ein Forward-Darlehen nur ab, wenn Sie wirklich mit steigenden Zinsen rechnen!

Anschlussfinanzierung berechnen & vergleichen

Nutzen Sie unseren kostenlosen Rechner und ermitteln Sie, wie viel Sie mit der richtigen Anschlussfinanzierung sparen können.

Zum Kreditrechner

Zinsen bei der Anschlussfinanzierung

Die Zinsen für Anschlussfinanzierungen orientieren sich am aktuellen Marktniveau:

Aktuelle Zinsen 2025 (Richtwerte)

Zinsbindung Prolongation (Hausbank) Umschuldung (Wettbewerb) Ersparnis möglich
5 Jahre 3,8% - 4,5% 3,3% - 4,0% 0,3% - 0,7%
10 Jahre 4,0% - 4,8% 3,5% - 4,3% 0,3% - 0,8%
15 Jahre 4,2% - 5,0% 3,7% - 4,5% 0,3% - 0,8%
20 Jahre 4,4% - 5,2% 3,9% - 4,7% 0,3% - 0,8%

Was beeinflusst Ihren Zinssatz?

Beleihungsauslauf

Je mehr Sie bereits getilgt haben, desto niedriger der Zins. Unter 60% Beleihung: beste Konditionen. Über 80%: Zinsaufschläge.

Bonität

Verbessertes Einkommen oder Abbau anderer Schulden führen zu besseren Zinsen. Verschlechterte Bonität kann Zinsen erhöhen.

Zinsbindung & Tilgung

Längere Zinsbindung = höhere Zinsen. Höhere Tilgung = oft leicht niedrigere Zinsen. Sondertilgungen meist kostenlos möglich.

Kostenvergleich: Prolongation vs. Umschuldung

Beispiel: 180.000€ Restschuld, 10 Jahre Zinsbindung

Position Prolongation Umschuldung
Zinssatz p.a. 4,3% 3,8%
Monatliche Rate (2% Tilgung) 945 € 870 €
Gesamtzinsen über 10 Jahre 63.400 € 55.600 €
Wechselkosten 0 € 600 €
Gesamtkosten 63.400 € 56.200 €
Ersparnis durch Umschuldung: 7.200 € über 10 Jahre!

Fazit: Bereits 0,5% Zinsunterschied bedeuten bei mittleren Restschulden 5.000-10.000€ Ersparnis über 10 Jahre. Der Vergleich lohnt sich immer!

10 Tipps für die beste Anschlussfinanzierung

Mit diesen Expertentipps holen Sie das Maximum aus Ihrer Anschlussfinanzierung heraus:

1. Frühzeitig aktiv werden (12 Monate vorher)

Starten Sie 12 Monate vor Zinsbindungsende mit der Planung. So haben Sie Zeit für Vergleiche und können bei Bedarf ein Forward-Darlehen abschließen. Warten Sie nicht auf das Angebot Ihrer Hausbank!

2. Mindestens 3-5 Angebote einholen

Vergleichen Sie Angebote von Ihrer Hausbank, 2-3 anderen Banken und mindestens einem Vermittler (Interhyp, Dr. Klein). Die Zinsunterschiede können bis zu 1% betragen — das sind über 10 Jahre oft 15.000€ und mehr!

3. Nicht nur auf den Zinssatz achten

Vergleichen Sie auch: Sondertilgungsmöglichkeiten (idealerweise 5-10% jährlich kostenlos), Tilgungssatzwechsel-Optionen, Bereitstellungszinsen und Kündigungsfristen. Das Gesamtpaket muss stimmen!

4. Tilgung erhöhen, wenn möglich

Nutzen Sie die Anschlussfinanzierung, um die Tilgung zu erhöhen. Ihr Einkommen ist meist gestiegen, die Kinder teils aus dem Haus. Eine Erhöhung von 2% auf 3-4% Tilgung verkürzt die Laufzeit drastisch und spart Zinsen!

5. Prüfen Sie Ihre Bonität vorher

Holen Sie eine kostenlose Schufa-Auskunft ein und korrigieren Sie Fehler rechtzeitig. Eine bessere Bonität bedeutet bessere Zinsen. Bezahlen Sie kleinere Schulden wenn möglich vorher ab.

6. Beleihungsauslauf optimieren

Wenn Sie knapp über 60% oder 80% Beleihung liegen, kann eine Sondertilgung die Beleihungsgrenze unterschreiten und deutlich bessere Zinsen ermöglichen. Rechnen Sie das durch!

7. Bei Umschuldung: Timing beachten

Planen Sie 3-4 Monate für den kompletten Prozess ein. Die neue Bank braucht Zeit für Prüfung, Bewertung und Grundschuldübertragung. Starten Sie rechtzeitig, damit alles zum Stichtag steht!

8. Verhandeln Sie auch mit Ihrer Hausbank

Zeigen Sie Ihrer aktuellen Bank bessere Angebote der Konkurrenz. Oft verbessert die Bank ihr Angebot, um Sie zu halten. Aber Vorsicht: Meist bleibt der Wettbewerb trotzdem günstiger!

9. Forward-Darlehen nur bei klarer Zinserwartung

Schließen Sie ein Forward-Darlehen nur ab, wenn Sie begründet mit steigenden Zinsen rechnen UND der Forward-Aufschlag moderat ist (unter 0,03%/Monat). Es ist eine Spekulation — keine Pflicht!

10. Dokumentieren Sie alles

Bewahren Sie alle Unterlagen auf: Angebote, Tilgungspläne, Korrespondenz. Bei Problemen oder Unklarheiten haben Sie so alle Informationen griffbereit. Ein Ordner reicht — spart aber Nerven!

Häufig gestellte Fragen zur Anschlussfinanzierung

Wann sollte ich mich um die Anschlussfinanzierung kümmern?

Der ideale Zeitpunkt hängt von Ihrer Strategie ab:

12 Monate vorher: Perfekter Zeitpunkt für erste Orientierung und Marktbeobachtung. Sie können Forward-Darlehen prüfen und haben Zeit für gründliche Vergleiche.

6 Monate vorher: Spätestens jetzt sollten Sie aktiv werden! Holen Sie Angebote ein und vergleichen Sie. Bei Umschuldung braucht die neue Bank 3-4 Monate für alle Formalitäten.

3 Monate vorher: Ihre Hausbank ist verpflichtet, Ihnen spätestens jetzt ein Prolongationsangebot zu machen. Vergleichen Sie es mit Wettbewerbsangeboten. Zeit wird knapp bei Bankwechsel!

1-2 Monate vorher: Nur noch für Prolongation ausreichend Zeit. Für Umschuldung zu knapp — Grundschuldübertragung dauert länger.

Unser Tipp: Setzen Sie sich 12 Monate vor Zinsbindungsende einen Reminder im Kalender. So haben Sie alle Optionen offen und können in Ruhe die beste Entscheidung treffen!

Wie viel kann ich durch einen Bankwechsel wirklich sparen?

Das Sparpotenzial ist erheblich und hängt vom Zinsunterschied und Ihrer Restschuld ab:

Typische Zinsunterschiede:

  • Prolongation vs. günstigste Bank: 0,3-0,8%
  • In manchen Fällen sogar bis zu 1,0%

Konkrete Ersparnisse über 10 Jahre:

  • 100.000€ Restschuld bei 0,5% Unterschied: ca. 5.000€
  • 150.000€ Restschuld bei 0,5% Unterschied: ca. 7.500€
  • 200.000€ Restschuld bei 0,5% Unterschied: ca. 10.000€
  • 200.000€ Restschuld bei 0,8% Unterschied: ca. 16.000€

Kosten des Bankwechsels:

  • Grundschuldübertragung: 300-800€ (ca. 0,2% der Darlehenssumme)
  • Keine Notarkosten (Grundschuld bleibt bestehen)
  • Keine Grunderwerbsteuer
  • Kein neues Wertgutachten nötig

Netto-Ersparnis: Selbst nach Abzug aller Wechselkosten bleiben in den meisten Fällen 5.000-15.000€ Ersparnis!

Fazit: Ein Bankwechsel lohnt sich praktisch immer, wenn der Zinsunterschied mehr als 0,2% beträgt. Bei 0,5% oder mehr ist es ein "No-Brainer"!

Ist ein Bankwechsel bei der Anschlussfinanzierung kompliziert?

Nein! Ein Bankwechsel ist viel einfacher als viele denken:

Was Sie tun müssen:

  1. Angebote einholen (online in 10 Minuten)
  2. Unterlagen einreichen (meist nur Personalausweis, Gehaltsnachweise, aktueller Tilgungsplan)
  3. Verträge unterschreiben (per Post oder digital)
  4. Auf die neue Bank warten

Was die neue Bank für Sie erledigt:

  • Kontakt zur alten Bank
  • Grundschuldübertragung/-abtretung
  • Ablösung der alten Finanzierung
  • Alle Formalitäten mit Notar und Grundbuchamt

Zeitaufwand für Sie: 3-5 Stunden insgesamt (Angebote einholen, Unterlagen zusammenstellen, Verträge lesen/unterschreiben)

Gesamtdauer: 2-3 Monate von Antrag bis Auszahlung

Wichtige Dokumente:

  • Personalausweis
  • Gehaltsabrechnungen (letzte 3 Monate)
  • Aktueller Tilgungsplan der bestehenden Finanzierung
  • Grundbuchauszug (besorgt oft die neue Bank)

Fazit: Der Wechsel ist weniger aufwändig als ein neuer Handyvertrag. Für 5.000-15.000€ Ersparnis lohnt sich der geringe Aufwand definitiv!

Kann ich die Zinsbindung bei der Anschlussfinanzierung ändern?

Ja, bei der Anschlussfinanzierung können Sie die Zinsbindung frei neu wählen — völlig unabhängig von der bisherigen Laufzeit:

Bisherige Zinsbindung: 10 Jahre
Neue Zinsbindung: Frei wählbar zwischen 5 und 30 Jahren

Entscheidungshilfe:

Kürzere Zinsbindung wählen (5-10 Jahre), wenn:

  • Sie mit fallenden Zinsen rechnen
  • Die Restschuld gering ist (unter 100.000€)
  • Sie maximal flexible bleiben wollen
  • Sie das Haus evtl. bald verkaufen

Längere Zinsbindung wählen (15-30 Jahre), wenn:

  • Sie mit steigenden Zinsen rechnen
  • Sie Planungssicherheit schätzen
  • Die aktuellen Zinsen historisch niedrig sind
  • Die Restschuld noch hoch ist (über 150.000€)

Faustregel: Sind die Zinsen niedrig (unter 3%), sichern Sie lange ab (15-20 Jahre). Sind sie hoch (über 5%), wählen Sie kürzer (5-10 Jahre) und hoffen auf fallende Zinsen.

Wichtig: Längere Zinsbindungen kosten etwas mehr Zinsen (ca. 0,2-0,5% Aufschlag für 10 vs. 20 Jahre Zinsbindung).

Unser Tipp: Bei aktuell moderaten Zinsen (3-4%) ist 15 Jahre Zinsbindung oft der optimale Kompromiss aus Sicherheit und Kosten.

Was passiert, wenn ich die Anschlussfinanzierung nicht rechtzeitig abschließe?

Wenn Sie bis zum Ablauf der Zinsbindung keine neue Vereinbarung getroffen haben:

Automatische Verlängerung auf variabler Basis:

  • Das Darlehen läuft automatisch weiter — Sie müssen nicht sofort zurückzahlen
  • Der Zinssatz wird variabel (meist orientiert am 3-Monats-EURIBOR + Aufschlag)
  • Der variable Zins liegt oft 1-2% über dem Festzins
  • Der Zinssatz kann sich vierteljährlich ändern (meist nach oben!)
  • Sie können mit 3 Monaten Frist jederzeit kündigen

Kosten der Verzögerung:

  • Beispiel: 150.000€ Restschuld, normaler Zins 4%, variabler Zins 6%
  • Mehrkosten: 3.000€ pro Jahr = 250€ pro Monat!

Was dann zu tun ist:

  1. Sofort Angebote einholen (noch am selben Tag!)
  2. Schnellstmöglich neue Finanzierung abschließen
  3. 3 Monate Kündigungsfrist bei variabler Verzinsung einhalten
  4. Danach umschulden zur neuen Festzinsfinanzierung

Kann man das vermeiden? Ja! Ihre Bank muss Sie spätestens 3 Monate vor Ablauf ein Prolongationsangebot machen. Sie erhalten also eine Erinnerung. Trotzdem: Setzen Sie sich selbst einen Reminder 12 Monate vorher!

Fazit: Sie verlieren nicht Ihr Haus, aber zahlen teuer für die Verzögerung. Jeder Monat mit variablem Zins kostet Sie mehrere hundert Euro extra!

Kann ich bei der Anschlussfinanzierung auch die Tilgung ändern?

Ja, die Anschlussfinanzierung ist der perfekte Zeitpunkt, um die Tilgung anzupassen:

Tilgung erhöhen — macht oft Sinn, weil:

  • Ihr Einkommen ist meist seit der Erstfinanzierung gestiegen
  • Andere finanzielle Verpflichtungen sind weggefallen (Kinder aus dem Haus, Auto abbezahlt)
  • Sie schneller schuldenfrei werden und insgesamt Zinsen sparen
  • Die monatliche Rate sinkt durch niedrigere Restschuld ohnehin

Rechenbeispiel:

  • Restschuld: 180.000€, Zins 4%, Zinsbindung 10 Jahre
  • Bei 2% Tilgung: Rate 900€, nach 10 Jahren Restschuld 130.000€
  • Bei 3% Tilgung: Rate 1.050€, nach 10 Jahren Restschuld 110.000€
  • Bei 4% Tilgung: Rate 1.200€, nach 10 Jahren Restschuld 90.000€

Effekt über Gesamtlaufzeit: Mit 4% statt 2% Tilgung sind Sie etwa 10 Jahre früher schuldenfrei und sparen 50.000€+ an Zinsen!

Tilgung senken — kann sinnvoll sein, wenn:

  • Sie finanziell enger geworden sind (Jobwechsel, Scheidung, etc.)
  • Sie die Liquidität für andere Zwecke brauchen (Renovierung, Notreserve)
  • Sie das Geld gewinnbringend anlegen können (Rendite > Zinssatz)

Flexibilität einbauen: Vereinbaren Sie Tilgungssatzwechsel-Optionen (2-3x während der Zinsbindung kostenlos die Tilgung ändern) und kostenlose Sondertilgungen (5-10% p.a.).

Unser Tipp: Erhöhen Sie die Tilgung so weit wie möglich ohne sich zu überfordern. Sie werden es sich später danken — weniger Zinsen, schneller schuldenfrei!

Muss ich bei der Anschlussfinanzierung wieder zum Notar?

Nein, in den meisten Fällen nicht! Das ist ein großer Vorteil der Anschlussfinanzierung:

Bei Prolongation (gleiche Bank):

  • Kein Notar nötig
  • Keine Grundbuchänderungen
  • Nur neuer Darlehensvertrag
  • Kosten: 0€

Bei Umschuldung zu neuer Bank:

  • Meist kein Notar nötig
  • Die Grundschuld wird per "Abtretung" auf neue Bank übertragen
  • Abtretung ist eine einfache Erklärung (keine notarielle Beurkundung nötig)
  • Nur Grundbuchänderung (Gläubigerwechsel eintragen)
  • Kosten: 300-800€ (ca. 0,2% der Darlehenssumme, deutlich weniger als bei Erstfinanzierung!)

Ausnahmen — Notar ist nötig, wenn:

  • Sie die Immobilie umbauen oder aufstocken (neues Wertgutachten, höhere Grundschuld)
  • Sie weitere Darlehensnehmer hinzufügen oder entfernen (z.B. Scheidung)
  • Die bestehende Grundschuld nicht ausreicht (Sie mehr finanzieren wollen)
  • Sie auf eine neue Immobilie umschulden

Kostenvergleich:

  • Erstfinanzierung: Notar + Grundbuch ca. 1,5-2% der Darlehenssumme (bei 300.000€ = 4.500-6.000€)
  • Anschlussfinanzierung: Nur Grundbuch ca. 0,2% (bei 200.000€ = 400€)

Fazit: Die Anschlussfinanzierung ist viel günstiger und unkomplizierter als die Erstfinanzierung. Ein Bankwechsel ist daher viel einfacher als viele denken!

Zusammenfassung: Anschlussfinanzierung in Kürze

Eine Anschlussfinanzierung ist Ihre große Chance zu sparen:

Die wichtigsten Tipps auf einen Blick

Frühzeitig handeln: Starten Sie 12 Monate vor Zinsbindungsende. So haben Sie alle Optionen offen.

Vergleichen, vergleichen, vergleichen: Holen Sie mindestens 3-5 Angebote ein. Ihre Hausbank bietet selten die besten Konditionen.

Keine Angst vor Bankwechsel: Ein Wechsel ist weniger kompliziert als ein neuer Handyvertrag. Die neue Bank erledigt die meiste Arbeit.

Gesamtpaket betrachten: Nicht nur den Zins vergleichen, sondern auch Sondertilgungen, Tilgungssatzwechsel und Flexibilität.

Tilgung erhöhen: Nutzen Sie die Gelegenheit, um die Tilgung zu erhöhen. Sie werden schneller schuldenfrei und sparen Zinsen!

Häufigste Fehler vermeiden

❌ Fehler 1: Zu spät anfangen und dann aus Zeitdruck beim teuren Prolongationsangebot bleiben

❌ Fehler 2: Nur ein Angebot (von der Hausbank) einholen und nicht vergleichen

❌ Fehler 3: Forward-Darlehen abschließen, ohne sicher zu sein, dass die Zinsen steigen

❌ Fehler 4: Denken, ein Bankwechsel sei zu kompliziert und es sich nicht lohnt

✅ Richtig: 12 Monate vorher starten, 3-5 Angebote vergleichen, Gesamtkosten berechnen und die beste Entscheidung treffen!